Vertikalköder im Eigenbau und andere Basteleien mit Weichplastik  Bericht von Dietmar Brock

 

Hallo Bastelfreunde,

 

um gleich zu Sache zu kommen,  benötigt man zuerst entsprechende Gussformen für die Produktion. Die Formen kann man aus Silikonkautschuk fertigen. Im Bastelgeschäft oder Modellbauladen gibt es Silikonabformmassen zu kaufen. Das Material besteht aus zwei Komponenten, dem Silikon und dem Vernetzer (Härter). Es gibt zwei Varianten, ein Material mit hoher Elastizität, meistens in der Farbe Weiß, z.B. für Gipsabgüsse, und ein Material in rötlicher Farbe, das etwas steifer ist und zum Gießen mit Blei oder Zinn geeignet ist. Ich habe das rote Material verwendet, da ich davon noch eine Dose von der letzten Zockerproduktion hatte. Ich denke aber, dass das weiße Material ebenfalls geeignet ist, da die Temperaturen bei der Verarbeitung von Weichplastik (LDPVC) nicht so hoch sind.

 

Am einfachsten ist die Herstellung einer einteiligen Gießform. Als Modelle eignen sich alle Weichplastikköder die eine ebene Oberseite oder Unterseite haben. Hier bieten sich als Modelle beispielsweise Vertikalköder, einige Gummifischmodelle und Frogs an. Man klebt den Köder mit der flachen Seite, der ganzen Länge nach, rund herum mit Sekundenkleber auf eine Unterlage (z.B. eine Aluminiumplatte, Kunststoffplatte, anderes nichtsaugendes Material) auf. Es ist wichtig, das keine Gießmasse unter den Gummiköder laufen kann. Das Festkleben verhindert auch, das der Gummiköder in der Silikonmasse aufschwimmt. Nun muss man noch einen Gießrahmen bauen. Ich baue ihn aus billigen Holzleisten aus dem Baumarkt. Ich säge die Einzelteile für den Rahmen entsprechend zu und klebe sie mit doppelseitigem Klebeband auf die Unterlage. Die Fugen dichte ich mit Klebstoff ab. Danach  wird der Rahmen z.B. mit Tapetenlack, Schnellschleifgrundierung, Trennlack, oder ähnlichem eingestrichen, damit das Holz keine Feuchtigkeit aufnimmt. Zur Sicherheit klebe ich die die Leisten von außen noch mit Klebeband ab. So erhält man einen dichten Kasten. Einige Bastler benutzen auch Legosteine oder die Bauklötze ihrer Kinder zur Kastenherstellung. Falls es zu leichten Hinterschneidungen kommt, ist dies nicht tragisch, da der spätere Gummiköder elastisch genug ist, um ihn dennoch der Form entnehmen zu können.

 

 

Modelle mit Rahmen

 

Fertige Formen für Vertikalköder

 

 

Andere Baustelle

 

Ich habe mir auch eine spezielle Form nur für Schwänze gefertigt. Eine Gießform für den Guss eines Schwanzes in zwei Größen . Später wird dieser Schwanz dann an einen herkömmlichen Gummifisch angeschweißt. Hierfür benötigt man eine zweiteilige Form. Zuerst bettet man das abzuformende Teil in Plastilin (Knetmasse) ein. Dies muss so geschehen, dass es genau bis zur Hälfte (Mittellinie der Kontur) eingebettet ist. Man muss nun noch an den späteren Einspritzkanal und an die Entlüftungskanäle denken. Man kann sie im Plastilin mit einformen oder später einfach aus dem Silikon herausschneiden. Zusätzlich braucht man auch noch Elemente, die die späteren Formhälften gegeneinander positionieren. Man drückt entweder zwei kleine Kegel oder Kugeln in die Knetmasse, formt eine Welle entlang jeden Randes oder formt schräge Kanten. Je sorgfältiger man bei der Form arbeitet und sich Zeit lässt, umso besser wird das spätere Ergebnis.

 

Beim Anrühren der Abformmasse sollte man sich genau an die Empfehlungen des Herstellers halten und die beiden Komponenten sehr sorgfältig mehrere Minuten lang verrühren. Die abzuformenden Objekte sollten zuerst mit einem Pinsel dünn mit dem Silikon eingestrichen werden. Danach wird der Rahmen langsam mit der restlichen Silikonmasse aufgefüllt. Das Vernetzen (Aushärten) dauert etwa fünf Tage. Mann sollte der Masse immer etwas mehr Zeit geben als der Hersteller angibt. Der Weichmacher im Gummiköder verlangsamt das Aushärten. Danach kann die Form abgenommen werden.

Nun wird die zweite Formhälfte gegossen. Man muss die Schwanzstücke mit einer Nadel durchstechen und in der ersten Silikonformhälfte feststecken. Dies verhindert ein eventuelles Aufschwimmen in der Silikonmasse. Anschließend wird die Form mit Silikonfett dünn und gründlich eingestrichen. Das Fett wirkt als Trennmittel und verhindert ein Festkleben der Silikonmasse an der ersten Formhälfte. Nach dem Bau eines entsprechenden Gießrahmens folgt der Guss der zweiten Formhälfte.

 

 

 

Form für die Schwänze

 

 

Der Guss

 

Die Formen sind nun fertig. Als Gießmaterial für die Gummiköder habe ich mir in verschiedenen Angelgeschäften billige Weichplastikköder besorgt. Es gibt fast überall unbrauchbare Weichplastikköder oder Ladenhüter die man auf Nachfrage günstig bekommen kann. In den eigenen Köderkisten finden sich bestimmt auch noch einige zerflederte und unbrauchbare Weichplastikköder. Zum verflüssigen des Materials benutze ich Heißklebepistolen von Pattex. Das Schmelzen in der Mikrowelle ist wohl auch möglich. Mangels eines entsprechenden Gerätes habe ich dies jedoch noch nicht ausprobiert.

 

 

Heißklebepistole

 

Die Pistole von Pattex funktioniert recht gut. Sie hat eine Dauerleistung von 12 Watt und eine Anheizleistung von 70 Watt. Pistolen mit einer höheren Leistung, z.B. von Meister mit 25 Watt, werden zu schnell zu heiß, und verbrennen das Weichplastik. Es gibt auch schnurlose Heißklebepistolen. Sie besitzen eine größere Heizkammer und man kann mehr Material mit ihnen verflüssigen bzw. sie speichern mehr flüssiges Plastik. Wenn die Pistole erstmal heiß ist, geht das Schmelzen recht zügig.

 

Außer der Pistole benötigt man noch einen Holzstab mit einem Durchmesser von 10,5 bis 11,5 mm. Man kauft einfach einen 12 mm Hartholzrundstab aus Buche, kürzt ihn auf die entsprechende Länge der Pistole und schleift diesen in einer Bohrmaschine dünner. Man spannt den Stab in das Bohrfutter und lässt die Bohrmaschine laufen. Dann schleift man mit Schleifpapier, am besten auf einen Schleifklotz gespannt, den Stab auf den entsprechenden Durchmesser herunter. Mit diesem Stab drückt man das verflüssigte Material aus der Pistole heraus.

 

Das Rohmaterial wird klein geschnitten und die Pistole damit befüllt. Am besten ist es, wenn die Pistole dabei senkrecht steht. Ein kleiner selbstgebauter Halter aus Holz ist recht praktisch. Beim Arbeiten sollte man für eine gute Lüftung sorgen!!! Nach ca. 12 Minuten hat sich das erste Material verflüssigt. Die Vertikalköder-Form wird jetzt gleichmäßig ausgespritzt. Man hält die Pistole mit der rechten Hand (ich bin Rechtshänder) und drückt gleichzeitig mit der linken Hand den Holzstab von oben in die Nachfüllöffnung der Pistole. Man fängt mit dem Guss am Kopf an, sobald die Masse dencoberen Rand erreicht hat, führt man die Pistole dann langsam in Richtung Schwanzende. Man erreicht so, dass das Material voraus fließt und sich keine Luftblasen bilden. Bei den Schwanzfäden sollte man dann etwas aufpassen und nur sehr dosiert Material aus der Pistole herausdrücken. Hier muss man etwas üben und Gefühl entwickeln. Material erstarren lassen. Fertig. Wenn man mehrere Pistolen für verschiedene Farben hat, kann man auch mehrfarbige Köder spritzen.

 

 

 

Fertige Vertikalköder

 

Bei der zweiteiligen Form wird anders gearbeitet. Die Form wird zwischen zwei Holzplättchen in einer Schraubzwinge fixiert. Die Einspritzöffnung wird auf die Pistole aufgesetzt, die Spritzdüse zeigt nach oben. Die Form ist oben, dann kommt die Pistole, quasi verkehrt herum, dann der Holzstab der gegen die Tischplatte drückt. Nun drückt man mit der Form die Pistole herunter und den Stab in die Pistole. Die Form wird nun von unten her mit flüssigem Weichplastik ausgespritzt. Die Giessmasse steigt in der Form nach oben bis sie aus den Entlüftungskanälen heraustritt. Masse erstarren lassen. Der Schwanz ist fertig.

 

Diese Schwänze schweiße ich dann an normale Gummifische an. Dazu benutze ich einen regelbaren Heißluftlötkolben für das Löten von SMD-Bauteilen. Heißluftlötstationen werden im Moment auch günstig für ca. 50 € bei Ebay angeboten. Es geht aber auch ein kleiner Gasbrenner mit Heißluftaufsatz zum Schrumpfen von Schrumpfschläuchen. Man kann sein Glück auch mit einem regelbaren Lötkolben probieren. Zum Schweißen von Weichplastik benötigt man eine Temperatur von ca. 145-160 °C.

 

Falls Sie große Gummifische als Gießmaterial verwenden, sollten Sie die Schwanzschaufeln aufheben. Man kann diese Schaufeln dann an kleinere Shads für mehr Aktion anschweißen, oder schlecht laufende Gummifische durch das Austauschen der Schwanzschaufeln doch noch in erfolgreiche Köder verwandeln.

 

Umgebaute Gummifische

 

Mit dem Heißluftlötkolben lassen sich auch aus einfachen Magnum Twistern große Doppelschwänze fertigen.

 

 

Doppelschwanztwister

 

Viel Spaß beim Nachbau, Dietmar